🧠 1. Grundverständnis: Was ist der Jagdtrieb?
Der Jagdtrieb ist ein natürlicher, genetisch verankerter Trieb, der sich in verschiedenen Verhaltenssequenzen zeigt:
- Orientieren / Suchen
- Fixieren
- Anschleichen
- Hetzen
- Packen / Töten
- Zerlegen / Fressen
Je nach Rasse und Zuchtlinie sind einzelne Phasen stärker ausgeprägt (z. B. Vorstehhunde fixieren, Apportierhunde bringen Beute, Terrier hetzen und packen).
Ziel im Training ist nicht, den Trieb zu unterdrücken, sondern ihn kontrollierbar und abrufbar zu machen.
👀 2. Anzeichen richtig lesen und deuten
Achte auf die Körpersprache, um rechtzeitig einzugreifen:
| Zeichen | Bedeutung |
|---|---|
| Kopf hoch, Nase in der Luft | Hund nimmt Wind auf – Geruchsspur erkannt |
| Muskelspannung, fixierender Blick | Jagdmodus aktiviert – jetzt musst du handeln |
| Rute waagrecht, starre Haltung | Konzentration, kurz vor dem Losrennen |
| Flache, schleichende Bewegung | „Anschleichen“ beginnt |
| Kein Rückruf mehr möglich, Tunnelblick | Hetztrieb voll aktiviert – zu spät |
➡️ Timing ist entscheidend: Trainiere, das Verhalten vor der Eskalation zu erkennen.

🏋️♀️ 3. Training: Jagdtrieb umlenken & kontrollieren

A. Impulskontrolle
Ziel: Hund lernt, Reize (z. B. Wildbewegung) auszuhalten, ohne loszurennen.
Übungen:
Belohnung nur bei ruhigem Verhalten
„Bleib“ unter Ablenkung (z. B. Ball rollt)
„Schau mich an“ als Unterbrechungssignal
B. Alternativverhalten aufbauen
Du ersetzt die Jagdhandlung durch kontrollierte Aufgaben:
| Phase des Jagdverhaltens | Alternative |
|---|---|
| Suchen | Nasenarbeit, Fährtensuche |
| Hetzen | Apportieren, Dummyarbeit |
| Packen | Zerrspiele mit Kontrolle („Aus“ auf Signal) |
Damit leitest du die Energie in erwünschte Bahnen.
C. Rückruf unter Jagdreiz
Baue einen hochmotivierenden Rückruf auf:
- Spezielles Rückrufwort (z. B. „Hier!“ oder „Komm schnell!“)
- Immer extrem belohnen (Jackpot – Wurst, Spiel, große Freude)
- Nur in kontrollierten Situationen üben, bis es sitzt
- Danach steigern: Wildgeruch, Bewegungsreize, etc.
D. Leinenführigkeit und Schleppleine
Unverzichtbar, um Sicherheit und Kontrolle zu gewährleisten:
- Schleppleine (5–15 m) ermöglicht dir, Timing zu trainieren
- Nutze sie, um Orientierung am Menschen zu fördern
- Kein Rucken! Stattdessen Motivation, Richtungswechsel, Blickkontakt fördern
🧩 4. Mentale & körperliche Auslastung
Ein unausgelasteter Jagdhund sucht sich seine Beschäftigung selbst.
Wichtig: geistige UND körperliche Auslastung kombinieren.
Ideale Beschäftigungen:
- Dummytraining
- Mantrailing
- Zielobjektsuche
- Fährtensuche
- Apportieren aus Wasser oder Gelände
- Kontrollierte Jagdarbeit (bei jagdlich geführten Hunden)
🐾 5. Fehler, die du vermeiden solltest
- Strafen beim Rückruf → zerstört Vertrauen
- Überforderung mit Reizen (z. B. gleich Rehe auf 10 m)
- Unklare Signale oder Inkonsequenz
- Unterschätzen des Jagdtriebs („Er macht das schon nicht…“)
❤️ 6. Wichtigster Punkt: Beziehung & Bindung
Ein Hund, der dir vertraut und Spaß an der Zusammenarbeit hat, entscheidet sich häufiger für dich als für das Wild.
Trainiere spielerisch, freudig, abwechslungsreich – kein Zwang.

📘 Bonus-Tipps & Hilfsmittel
Wildgehege-Training (mit Trainer, sicherer Umgebung)
Pfeifenrückruf mit Signalpfeife
Longiertraining für Distanzkontrolle
„Stopp“-Signal auf Distanz (super im Jagdkontext)
„Belohnung hinter mir“: Hund lernt, dass Rückkehr lohnt

